Story zum Krinitzgrab

Sicher wirkt es eigentümlich, wenn man beim Wandern vom Großen Winterberg zur Richterschlucht plötzlich vor einem Grabstein steht, der noch nicht einmal 100 Jahre alt ist und von Raub die Rede ist.

Hier ruht in Gott
unser
unvergeßlicher lieber Sohn u. Bruder
der strebsame und hoffnungsvolle Schüler
v. d. Königl. Gewerbeakademie z. Chemnitz
Gotthardt Krinitz
geb. d. 13. Oktbr. 1888 in Frankenberg  i./Sa.
am 1. August 1908 an seiner Begräbnisstätte
beraubt, im Unglück verschieden.


Gott mit Schmerz zurückgegeben
was er uns zur Freude gab!


Krinitz' Tod wird nie aufgeklärt. Sicher liegt es auch daran, dass seine Leiche erst ein Jahr später von einer Beerensammlerin gefunden wird. In die Richterschlucht kam man damals direkt von der Grenze vom Fremdenweg. Den heutigen Weg vom Großen Winterberg gibt es damals noch nicht. Es werden zwar Untersuchungen zum Tod Krinitz' aufgenommen, führen aber nicht weiter. Da es nicht möglich ist, Krinitz' Leiche abzutransportieren, wird er an dieser Stelle begraben.
Gotthardt Krinitz ist aller Wahrscheinlichkeit nach von der Felswand, die hinter seinem Grabstein ist, abgestürzt. Das scheint heute verwunderlich, es gibt keinen Pfad auf diese Felswand. Nimmt man jedoch Meinholds Routenführer zur Hand, findet man zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen kleinen Pfad eingezeichnet, der genau auf dieser Felswand oberhalb des Grabsteines endet. Wahrscheinlich ist zur damaligen Zeit an dieser Stelle ein Aussichtspunkt und ein Blick über die Richterschlucht möglich. Das wird auch dadurch bestätigt, dass Krinitz' Leiche im dichten Unterholz gefunden wurde, wo heute Hochwald ist und von der Felswand heute keinerlei Aussicht mehr möglich ist.
Mit der Obduktion vor Ort wird lediglich festgestellt, das Krinitz sich einen Fuß gebrochen hat und sich damit aber auch nicht mehr selbst bewegen konnte. Seine Geldbörse, die man bei ihm findet, ist aufgebrochen und alles Geld, wie auch seine Uhr, sind gestohlen.
Die Zeit legt sich über diesen Grabstein. Anfangs liegen noch Blumen auf dem Grab, später keine mehr. Es vergehen 10 Jahre, 20 Jahre, der Zweite Weltkrieg bricht in Europa aus und kehrt 6 Jahre später wieder in das Land zurück, in dem er begann. Das Krinitzgrab wird zum Symbol auf Wanderkarten, mehr nicht.
Plötzlich laufen Gerüchte um, die den Tod Krinitz vielleicht doch noch aufklären können. Es gibt ein Geständnis eines Mannes aus Herrnskretschen (Hrensko). Auf seinem Sterbebett gesteht er, Krinitz getötet und beraubt zu haben. Derjenige, der diese Tat gesteht, ist der Leierfranz. Der Leierkastenmann, der die Wanderer am Fremdenweg mit seinem Leierkasten unterhält.
Trotzdem, viele Fragen bleiben offen. Hat er Krinitz von dem Fels gestoßen? Wieso ging Krinitz überhaupt auf diesen Fels? Tatsache ist, dass Krinitz vom Prebischtor zum Großen Winterberg auf dem Fremdenweg unterwegs war. Es ist bereits Abend, als er an dieser Stelle war. Wollte der Leierkastenmann Krinitz von Anfang an berauben oder hat er einfach die Gunst der Stunde genutzt, als er Krinitz verletzt liegen sah?
Sehr ausführlich wird die Geschichte um das Krinitzgrab in dem Buch Das romantische Gebirge erzählt.
Mittllerweile ist der Name des Leierkastenmannes, der Gotthardt Krinitz umgebracht hat, bekannt
Fritz (Friedrich) RICHTER geboren am 3.6.1885 in Herrnskretschen

Er war zweimal verheiratet:

mit Johanna geb. SCHRAMM, gestorben an 17.7.1908 in Herrnskretschen und
mit Franziska, geb. KLEINPETER, heirat am 4.1.1919

Fritz Richter war zum Todeszeitpunkt der Einzige Einwohner in Herrnskretschen, der eine Drehorgelspielerlizenz, heute würde man wahrscheinlich Gewerbeschein dazu sagen, besitzt.
Eintrag in einen Zahlbogen von Herrnskretschen (Originalgröße 1MB)